Von Krokodilen, Vulkanen und Latrinen

Oberstufenschüler der EKS senden Grüße aus Nicaragua

Nicaraguagruppe 2018
Nicaraguagruppe 2018

Am Freitag den 9. März war es endlich wieder soweit: Wir reisten lange 24 Stunden von Hamburg in unsere Partnerstadt León. Das Nicaragua-erfahrende Team Bernward Klamt, Janna von Stein und Anna Kelting wird diesmal von 19 motivierten Elftklässlern begleitet – so groß war die Gruppe noch nie! Im Unterricht hatten wir viel über den Klimawandel, Globalisierung und Entwicklungsländer diskutiert und nun ist die Zeit gekommen, eine andere Welt mit den eigenen Sinnen zu erleben und selbst aktiv zu werden.

Nach einer kurzen ersten Nacht genossen wir zuerst ein typisches Frühstück und den Pazifikstrand. Am Sonntag tauchten wir per Boot in die Mangroven ein und machten mit jungen Krokodilen, sonderbaren Vögeln und bewachten Schildkröteneiern Bekanntschaft. Mit einem abendlichen Spaziergang durch Leóns Innenstadt waren wir dann rundum in Nicaragua angekommen.

Den Montag und Dienstag verbrachten wir damit, die Projektorte kennenzulernen. Die Gesundheitsstation im sehr abgelegenen Dörfchen Las Mulas gleicht einem verlassenen Haus.

Hauptraum der Gesundheitsstation
Hauptraum der Gesundheitsstation

Hier wohnen Fledermäuse und Tauben. Zwei Ärztinnen und eine Krankenschwester stehen den bis zu 3000 Bewohnern der weiteren Umgebung derzeit zweimal wöchentlich zur Verfügung. Aber mit nur einem tropfenden Wasserhahn, ein paar Verbänden und etwas Aspirin lässt sich nicht viel ausrichten. Das wollen wir in diesem und dem nächsten Jahr ändern. In einem mit Solarstrom betriebenen Kühlschrank können dann Impfstoffe und Medikamente aufbewahrt werden, auf gespendeten Krankhausmöbeln sollen Kranke und Kinder untersucht werden. Besonders Notfallpatienten und Schwangere müssen dann nicht mehr per Bus oder Pferd über Schotterpisten zur mehrere Kilometer entfernten Station in Chacaraseca reisen.

Vermessung-der-Gesundheitsstation
Vermessung-der-Gesundheitsstation

Zuerst befreiten wir das Gebäude und Gelände von Dreck und Gestrüpp. Eine Gruppe vermaß das Haus und fertigte einen Grundriss mit Schaltplan an. Gemeinsam mit den Ärztinnen und dem Elektroingenieur Benito, der uns bei allen Projekten zur Seite steht, wurde die neue Aufteilung der Gesundheitsstation besprochen. In der zweiten Woche werden dann 38 fleißige Hände einen zweiten Stromkreis installieren, die Tragestruktur für die Solarmodule auf dem Dach aufbauen, sowie das Haus gegen Schlangen, Wespen und andere ungebetene Gäste abdichten. Dies war ein besonderer Wunsch der Ärztinnen. Ebenfalls konnten wir initiieren, dass die baufällige Latrine möglichst bald durch eine neue ersetzt wird. Außerdem kümmert sich die Kommune nun um eine Reparatur des Wasseranschlusses. Unsere Motivation hat auch die Bewohner der Gemeinde animiert anzupacken und gemeinsam wollen wir diese Station in Las Mulas zu neuem Leben erwecken und damit die Gesundheitsversorgung der Landbevölkerung im Umland Leóns verbessern. Der diesjährige Sponsored Walk soll maßgeblich dazu beitragen, das haben wir uns schon fest vorgenommen.

Schülergruppe in Salinas Grandes
Schülergruppe in Salinas Grandes

Ein Höhepunkt unserer Reise bisher war am Freitag der Besuch unserer Partnerschule im Vorort Salinas Grandes. Mit Spannung und Neugierde fuhren wir dort hin und wurden mit viel Trubel empfangen. Zahlreiche Tanzauftritte, Gedichtvorträge und Musikeinlagen machten den Empfang zu einem bunten Fest. Als die vierjährigen Vorschülerinnen etwas vortanzten, gab es für die Gruppe kein Halten und alle stürmten die Bühne, um mitzutanzen. Nica 2018 9 Lehrerin von Salinas Grandes tanzt mit EKS-SchülerinBinnen Sekunden tanzten nicaraguanische und deutsche Schüler sowie die Kollegen beider Partnerschulen zusammen lachend auf dem Schulhof! So fröhlich war der Besuch in Salinas Grandes wohl noch nie. Wir hatten auch reichlich Zeit, Fragen mit den nicaraguanischen Schülern auszutauschen und erfuhren, wie sehr sich ihr Schulalltag von unserem unterscheidet. Manche arbeiten vor dem Unterricht als Fischer, andere legen einen einstündigen Schulweg zu Fuß in der Sonne zurück. Das hat uns gezeigt, wie gut wir es haben.

Nun sind wir sehr gespannt, was uns in den restlichen zwei Drittel der Reise noch erwartet. Ganz sicher wollen wir nicht so schnell León gegen das 40 Grad kältere Hamburg eintauschen!