De Utflüggt to dat Museum Kiekebarg

„Buuuh, Museum. Herr Projs, digga, könnwa nich was Cooles machen?“
– „Ja, könnwa. Und Museum.“

Der Kompromiss für Lehrer-Schüler-Dispute liegt im Südosten Hamburgs, etwa 18 verschwitzte Busminuten im überfüllten Bus 544 von Harburg zur idyllischen Haltestelle Ehestorf entfernt: das Museum Kiekeberg.
Nachdem man den zweithöchsten Berg der Gegend (127 Höhenmeter) erklommen hat, breitet sich der Blick über eine malerische norddeutsche Landschaft des 17. Jahrhunderts aus – Hütten, Häuser, Ställe, Schmieden, eine Tankstelle aus Stade (!) und ein Restaurant, in dem man seinen Schock darüber, dass es im 17. Jahrhundert schon Tankstellen gab, runterspülen kann.
Das Freilichtmuseum lässt sich thematisch in drei Bereiche einteilen: 1) Leben um Hamburg im 17. Jahrhundert: Marschendorf und Heidedorf, 2) deutsche Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg: Königsberger Str. und 3) Landwirtschaft und Ernährung: Wirtschaften auf dem Lande. In Schülerworten findet man die drei Bereiche mit etwas Fantasie in Statements wieder wie: süße Schweine und Schafe, Traktoren und andere geile Maschinen, sowie „Haben die echt hier gewohnt?!“.

Für die VS3 war es spannend zu sehen, dass auch die Deutschen selbst einmal bei der Westverschiebung Polens vertrieben und zu Flüchtlingen im eigenen Land wurden; auf Karten etwa sind die Zuströme von deutschen Vertriebenen um Hamburg in Zahlen abgebildet, nachdem aus einer Zeittafel hervor geht, dass die Stadt 1946 eine Zuzugssperre verhängt hatte: etwa die Hälfte der Bewohner der Gemeinden um Hamburg herum machten neu Zugewanderte aus!

Eine weitere Karte bildet deutschstämmige Siedlungen in ganz Europa ab, anhand derer geschichtliche Kontexte wie z.B. die Kreuzzüge des Deutschen Ordens im Baltikum oder die Geschichte deutscher Siedler in Siebenbürgen thematisiert werden können.

Wenn man Glück hat, stößt man im Museum auf kleine Live-Events, wie z.B. historische Familiendinner, Schweinefütterungen (nicht im Zusammenhang zu sehen), Gärtnerarbeiten, Kaffeerösten, Backeinheiten oder Schmiedeeinheiten (bei Letzteren können die Schülerinnen und Schüler z.B. den Härtegrad ihrer iPhone-Schutzfolie gegenüber einem echten Schmiedehammer ausprobieren 😉

Da wir großes Glück mit dem Wetter hatten, ist die Option, viel Zeit im überdachten modernen Teil zur Landwirtschaft und Ernährung zu verbringen, etwas untergegangen; lediglich auf die Schnelle wurden die imposanten landwirtschaftlichen Maschinen – von der Dampfmaschine über DDR-Traktoren – von Technik-Interessierten begutachtet: die Sonne hat den Schwerpunkt der Exkursion nach draußen verlagert, wo die doch sonst bereits recht erwachsenen VS-Schüler*innen auf dem Kinderwasserspielplatz die zuletzt erworbenen Lebensjahre kurzerhand wieder abspülen konnten…

Insgesamt war der Ausflug zum Kiekeberg-Museum ein sehr gelungener, lehrreicher und spaßiger Tag in der Aktivitätenwoche. Und während die Schülerinnen und Schüler durch die Vergangenheit streiften und z.T. Tafeln auf Plattdeutsch lesen mussten, hat Herr Projs moderne Schülersprache gelernt: „aight“ (ist nicht etwa eine falsch geschriebene englische Zahl, liebe Kollegen, sondern soll alright heißen… 🙂

Der Kiekeberg bleibt uns als neu zusammengesetzte VS als gelungener Kennenlernausflug im Gedächtnis – und euch als Artikel zum Nachlesen.

Es grüßen: Fr. Gondro (Fotos), Hr. Projs (Text) und die aight-VS3.